Menschen sind dazu angelegt füreinander da zu sein. Darauf läuft es für mich immer wieder hinaus. Allein entwicklungsbedingt sind wir aufeinander angewiesen. Wahrscheinlich gibt es sogar Hormone und andere Mechanismen im Körper, die das bestärken. Denn es fühlt sich doch gut an jemandem helfen zu können, oder?
Es hat so seine Tücken.
Denn eines ist es aus eigenem, freiem Antrieb quasi, jemanden anderen helfen zu wollen. Weil Du es selbst willst, Du dazu bereit bist oder es Dir Freude macht, Du es kannst. Du erwartest nichts zurück. Keine Gegenleistung. Du forderst das auch nicht ein, wenn Du Hilfe brauchst. Fängt es da an für Dich eng zu werden?
Im sozialen Miteinanders sind weitere Aspekte ebenso relevant: in Beziehungen ist eine gewisse Balance im Geben und Nehmen ein Faktor. Gerade deshalb ist es für mich wichtig darauf zu achten wenn andere Motive mit hineinspielen: Pflichtgefühl, Angst – nicht (mehr) geliebt zu werden, verlassen zu werden, um nur die Highlights zu nennen. Du spürst selber welchen Unterschied es macht.
Eine Art Steigerung ist es wenn noch eine andere Ebene eine Rolle spielt. Eltern sein zum Beispiel. Oder einen Beruf zu haben, in dem es dabei geht andere zu unterstützen. Aus meiner Erfahrung in diesen beiden Bereichen bestätigt sich immer wieder: sobald ich etwas für jemanden tue, weil ich glaube ihn/sie retten zu können, bin ich schon verloren. Und ja das ist nochmal ein anderer Aspekt. Und warum verloren? Weil ich damit eine Aufgabe auf mich nehme, die mir nicht zusteht und die ich auch nicht erfüllen kann.
Niemand braucht gerettet zu werden.
Ja, es gibt Situationen, in denen dringend Hilfe gebraucht wird, sei es weil ein Kind krank ist, der Job weg ist, etc. Da ist es wieder das füreinander da sein. Wie schön und gut und einfach es sein kann, wenn es Menschen gibt in Deinem Leben, von denen Du weißt, dass sie da sind. Die Du um Hilfe bitten kannst (wenn Du das kannst).
Ja, es gibt Situationen, in denen es verdammt schwer ist, wenn es einem geliebten Menschen „schlecht geht“ und Du alles tun würdest damit sich das ändert. Dabei eine innere Balance/Frieden zu finden kann schwer sein: Sorgen und Schuldgefühle, Hilflosigkeit bis Ohnmacht, Wut und Angst können sich zwischen Dich und dem was Du tatsächlich für jemanden tun kannst stellen und sind schlechte Ratgeber und miese Antriebe. Da ist es für mich wesentlich auseinander zu klauben, was davon mir gehört, was das mit mir zu tun hat – und was nicht.
Dasselbe gilt für mich wenn ich mit Menschen arbeite. Wenn ich einen Gedanken habe wie: ich will jemanden bewahren/retten/dazu bringen…dass…etc. ist etwas von mir selbst angetippt worden. Hier ist – wie so oft- eine feine Linie: zwischen dem was ich wahrnehme und ausdrücke, und dem was ich glaube dass es wahr ist und für den Anderen sage, um etwas zu bewirken.
Wie das alles zusammenhängt ist mir erst kürzlich klar geworden.
Wenn ich glaube etwas für jemanden zu tun (inklusive mich selbst) UM etwas (bestimmtes) zu bewirken, sehe ich mich getrennt von diesem Anteil der gerade angesprochen/ relevant ist. Durch die Trennung beurteile ich den Anteil und was gut/schlecht für diesen ist; stelle mich drüber: indem ich es ( besser) weiß/gut meine etc., oder drunter, wenn ich mich hilflos glaube, wütend bin…Sobald ich erkenne, dass alles was in mir und genauso in einem anderen Menschen ebenso ein Teil von mir ist kann ich DA SEIN. So bekommt füreinander da sein eine essentielle Bedeutung:
Wir brauchen einander um uns selbst ganz zu erfahren.
Mit dieser Erkenntnis kann ich – und nur ich selbst – mich retten, wenn es da etwas zu retten gibt…mehr dazu folgt!